Darmreinigung: Person hält Modell eines Darms vor deinen Unterbauch
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Darmreinigung mit Hausmitteln: Hilfreich oder schädlich bei Hämorrhoiden?

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 14.02.2025

Eine Darmreinigung wird oft vor Untersuchungen oder Operationen durchgeführt. Doch kann sie auch bei vergrößerten Hämorrhoiden helfen oder verschlimmert sie die Beschwerden? Erfahren Sie, welche Hausmittel für eine Darmreinigungskur infrage kommen, welche Methoden es gibt und welche Risiken bestehen.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Darmreinigung

Kurzfristig kann eine Darmreinigung hilfreich sein, etwa vor medizinischen Untersuchungen oder bei akuter Verstopfung, um starkes Pressen zu vermeiden. Langfristig eignet sie sich nicht, um ein Hämorrhoidalleiden zu behandeln, da sie weder die Ursachen noch die Symptome behebt.

Empfehlenswert sind ballaststoffreiche Lebensmittel wie Flohsamenschalen, ausreichend Flüssigkeit sowie fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut und regelmäßige Bewegung. Stark abführende Hausmittel wie Pflaumensaft oder Rizinusöl sollten vermieden werden.

Gesunde Menschen brauchen in der Regel keine regelmäßige Darmreinigung. Bei vergrößerten Hämorrhoiden ist es besser, langfristig für eine geregelte Verdauung zu sorgen, anstatt den Darm künstlich zu entleeren.

Was ist eine Darmreinigung?

Eine Darmreinigung ist die vollständige oder teilweise Darmentleerung innerhalb kurzer Zeit. Sie erfolgt entweder durch die Einnahme von Abführmitteln oder durch die Einleitung von Flüssigkeit über den After in den Darm. Sie kann beispielsweise als Vorbereitung für medizinische Untersuchungen wie eine Darmspiegelung oder auch vor Operationen durchgeführt werden.

Vielfach wird die Darmreinigung aber auch im Rahmen alternativmedizinischer Verfahren beworben. Laut entsprechenden Anbieter*innen soll sie Verdauungsbeschwerden lindern, den Darm "entschlacken", einen gewollten Gewichtsverlust unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Auch zu Beginn einer Fastenkur wird eine Darmreinigung häufig empfohlen. Der gesundheitliche Nutzen einer Darmreinigung ist jedoch nicht wissenschaftlich belegt.

Darmspülung und Darmsanierung

Oft werden die Begriffe Darmreinigung, Darmspülung und Darmsanierung synonym verwendet. Es handelt sich jedoch um unterschiedliche Methoden.

  • Darmspülung (z. B. Hydro-Colon-Therapie): Hierbei wird eine größere Menge Flüssigkeit direkt in den Dickdarm geleitet, um Kotreste und "Giftstoffe" auszuspülen. Medizinische Fachgesellschaften warnen jedoch vor diesem Verfahren, da es die natürliche Darmflora (Mikrobiom) stören und den Elektrolythaushalt negativ beeinflussen kann.

  • Darmsanierung: Dabei handelt es sich um eine mehrwöchige Kur mit Probiotika (aktive oder gefriergetrocknete Bakterien) und Präbiotika (Nahrungsgrundlage für diese Bakterien). So soll das Gleichgewicht der Darmbakterien wiederhergestellt und Verdauungsprobleme gelindert werden. Wissenschaftliche Belege für diese Effekte fehlen jedoch.

Methoden zur Darmreinigung

Für eine Darmreinigung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.

  • Abführmittel: Die Darmreinigung mithilfe von Abführmitteln erfolgt immer dann, wenn der komplette Darm entleert werden soll. Das ist beispielsweise vor einer Darmspiegelung (Koloskopie) oder Operationen erforderlich. In Apotheken sind eine Vielzahl chemischer und pflanzlicher Abführmittel rezeptfrei erhältlich. Gesunde Menschen benötigen im Normalfall keine Abführmittel.

  • Einlauf: Ein Einlauf kommt immer dann zum Einsatz, wenn nur der Enddarm gereinigt oder der Stuhlgang angeregt werden soll – etwa bei Verstopfung (Obstipation) oder zur Vorbereitung einer Untersuchung des Enddarms (Proktoskopie). Über den After wird ein halber Liter lauwarmes Wasser mithilfe eines sogenannten Klistiers in den Enddarm gespült. Es sollte so lange im Darm gehalten werden, bis sich ein starker Stuhldrang bemerkbar macht.

Wichtiger Hinweis: Gesunde Menschen benötigen im Normalfall keine Abführmittel. Einläufe sollten generell nur erfolgen, wenn sie medizinisch notwendig sind.

Darmreinigung: Welche Hausmittel gibt es?

Eine Darmreinigung ist auch mit verschiedenen Hausmitteln möglich. Sie können die Darmtätigkeit sanft unterstützen und eine natürliche Entleerung fördern. Dazu gehören:

  • Flohsamenschalen: Reich an Ballaststoffen, sie binden Wasser und sorgen für einen weicheren Stuhl.

  • Leinsamen: Haben eine quellende Wirkung und unterstützen die Darmbewegung.

  • Sauerkrautsaft: Enthält Milchsäurebakterien, die die Verdauung anregen.

  • Trockenpflaumen: Natürliche Quelle von Sorbit und Ballaststoffen, wirken abführend.

  • Rizinusöl: Enthält Ricinolsäure, die die Darmtätigkeit stark anregt und eine schnelle Entleerung bewirken kann. Aufgrund der intensiven Wirkung sollte es nur in niedriger Dosierung und nicht regelmäßig angewendet werden.

  • Apfelessig: Wird oft als Hausmittel zur Anregung der Verdauung empfohlen, wissenschaftliche Belege fehlen jedoch.

Wer natürliche Hausmittel zur Darmreinigung verwendet, sollte auf deren Verträglichkeit achten. Manche Lebensmittel können Allergien auslösen oder den Verdauungstrakt reizen. Bestimmte Hausmittel sind zudem nicht für eine langfristige Einnahme geeignet oder sollte nur in Maßen verzehrt werden. Im Zweifel sollte medizinischer Rat eingeholt werden.

Risiken und Nebenwirkungen einer natürlichen Darmreinigung

Eine Darmreinigung ist mitunter mit Nebenwirkungen verbunden, insbesondere wenn sie häufig oder unsachgemäß durchgeführt wird:

  • Flüssigkeitsverlust: Abführende Mittel und Einläufe können zu Dehydrierung führen.

  • Elektrolytstörungen: Insbesondere bei häufiger Anwendung von Abführmitteln kann das Gleichgewicht der Elektrolyte im Körper gestört werden.

  • Reizungen und Schleimhautschäden: Intensive Darmreinigungsmethoden können die Darmschleimhaut schädigen und die natürliche Darmflora beeinträchtigen.

  • Gewöhnungseffekt: Langfristige Nutzung von Abführmitteln kann dazu führen, dass der Darm träger wird und ohne Hilfsmittel nicht mehr richtig arbeitet.

Darmreinigung und Hämorrhoiden: Was zu beachten ist

Vergrößerte Hämorrhoiden sind in vielen Fällen auf chronische Verstopfung zurückzuführen. Betroffene pressen vermehrt beim Stuhlgang, wodurch die Gefäßpolster am Aftereingang anschwellen und Beschwerden wie Juckreiz und Blutungen verursachen. Eine Darmreinigung kann Abhilfe schaffen, indem sie hartnäckige Verstopfungen löst und die Entleerung erleichtert. Sie kann allerdings weder die Symptome eines Hämorrhoidalleidens behandeln, noch stellt sie eine vorbeugende Maßnahme dar.

Um vergrößerte Hämorrhoiden zu therapieren oder zu vermeiden, helfen eine ballaststoffreiche Ernährung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung. Bei anhaltenden Beschwerden ist ärztlicher Rat einzuholen.

Wer eine Darmreinigung im Akutfall selbst machen möchte, sollte folgende Hinweise beachten:

  • schonende Hausmittel bevorzugen: Hausmittel wie Flohsamenschalen oder Sauerkrautsaft wirken mild abführend, ohne den Darm zu stark zu reizen. Rizinusöl oder Bittersalz können zu Durchfall führen, der die Symptome vergrößerter Hämorrhoiden verschlimmern kann. Trockenpflaumen sollten aus denselben Gründen auch nicht in hohen Mengen verzehrt werden.

  • chemische Abführmittel vermeiden: Bisacodyl oder Natriumpicosulfat stimulieren den Darm stark und können zu Krämpfen und Reizungen führen und die natürliche Verdauungsfunktion stören.

  • Vorsicht bei Einläufen: Wegen der Blutungsgefahr sollte zuvor mit einem*einer Arzt*Ärztin geklärt werden, ob bei einem Hämorrhoidalleiden ein Einlauf durchgeführt werden kann.