Vergrößerte Hämorrhoiden können aus dem After treten, jucken und brennen. Erwachsene leiden sehr häufig daran. Doch "Hämorrhoiden bei Kindern sind sehr, sehr selten", sagt Professor Klaus-Peter Zimmer, 1. Vorsitzender der Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung.
Artikelinhalte im Überblick:
- Andere Ursachen statt Hämorrhoiden
- Was steckt hinter Juckreiz?
- Hämorrhoiden durch Verstopfung
- Was tun bei Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden bei Kindern? Symptome haben eher andere Ursachen
"Bei Verdacht auf Hämorrhoiden ist immer erst zu prüfen, ob es sich um einen Prolaps handelt", erklärt Zimmer. Ein Darmprolaps ist eine der häufigsten Ursachen, wenn bei Kindern kleine Knötchen am Anus in Erscheinung treten. In Wahrheit handelt es sich dabei um die Schleimhaut des Enddarms, die durch den Schließmuskel nach außen gedrückt wird.
Auch weitere Ursachen kommen in Betracht: Eine Analfissur, ein kleiner Riss in der Analschleimhaut, der sich entzündet hat, kann etwa ähnliche Beschwerden wie Hämorrhoiden bei Kindern auslösen. Die Fissur verursacht brennende bis krampfartige Schmerzen beim Stuhlgang. Kinder reagieren darauf mitunter, dass sie den Toilettengang hinauszögern und vermeiden möchten. Doch dadurch wird der Stuhl härter und die Schmerzen auf der Toilette stärker. Durch Pressen wird die Analfissur außerdem oftmals vergrößert.
Juckreiz oft auf Würmer zurückzuführen
Plagen Kinder keine Schmerzen beim Stuhlgang, sondern in erster Linie Juckreiz am After, der vor allem nachts auftritt, sollten Eltern an einen Wurmbefall denken. Darauf lässt oft ein Blick in die Toilette schließen: Im Kot sind dann winzige, weiße Parasiten zu entdecken. Die Ansteckung erfolgt meist, indem die Eier über den Mund aufgenommen werden. Nachdem die Larven im Magen geschlüpft sind, wandern sie in den Darm und entwickeln sich zu Würmern weiter. Die Weibchen legen ihre Eier nachts am After ab, was für Juckreiz sorgt. Kratzt das Kind – oft unbewusst im Schlaf – befinden sich die Eier an den Fingern und können so für eine weitere Ansteckung in der Familie sorgen.
Auch wenn ein solcher Wurmbefall eklig klingt, ist er recht unbedenklich: Der Arzt verschreibt ein wirksames Gegenmittel, das nur zweimal eingenommen werden muss. Trotzdem sollten Eltern mit guter Hygiene gegensteuern: Regelmäßiges Händewaschen, vor allem vor den Mahlzeiten, sollte auch für Kinder selbstverständlich sein.
Verstopfung sorgt für Hämorrhoiden bei Kindern
Wenn Kinder entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch vergrößerte Hämorrhoiden entwickeln, sind meist die gleichen Auslöser wie bei Erwachsenen schuld: "Die häufigste Ursache für Hämorrhoiden bei Kindern ist Verstopfung", erläutert Zimmer. Kein seltenes Phänomen. "Man glaubt es gar nicht, aber vier bis zehn Prozent der Kinder leiden an Verstopfung", sagt der Experte.
An zweiter Stelle – und eng mit Verstopfung verwandt – steht Pressen beim Stuhlgang. Manche Eltern entwickelten großen Ehrgeiz, ihren Nachwuchs möglichst früh sauber zu bekommen. "Doch Kinder sollten nicht zu stark unter Druck gesetzt werden", rät der Experte. "Auch Ermutigungen zu starkem Bauchpressen sind fehl am Platz."
Was hilft Kindern mit Hämorrhoiden?
Um vergrößerte Hämorrhoiden bei Kindern zu behandeln, sind stuhlregulierende Maßnahmen empfehlenswert. Damit lassen sich auch Verstopfungen erfolgreich bekämpfen.
Zum einen sollten Eltern darauf achten, dass ihr Kind ausreichend trinkt. Viele Jungen und Mädchen vergessen das einfach, beobachtet der Kindergastroenterologe Zimmer. Zum anderen rät er, die Ernährung anzupassen: "Weniger Schokolade und mehr Obst und Gemüse." Auch Vollkornprodukte helfen der Verdauung dank der großen Menge an Ballaststoffen auf die Sprünge und machen den Stuhl weich und wohlgeformt.
Hilft das alles nicht, können Quellmittel wie Flohsamenschalen oder "Stuhlweichmacher" wie Milchzucker oder Lactulose infrage kommen. Eltern sollten den Einsatz solcher Mittel jedoch vorher mit dem Kinderarzt besprechen.
Analhygiene und Salben können Hämorrhoiden bei Kindern lindern
Bei kleinen Wunden sollte der Po im Rahmen einer guten Analhygiene nach dem Stuhlgang mit klarem Wasser abgeduscht werden, empfiehlt Zimmer. Gut seien auch Sitzbäder mit einem entzündungshemmenden Zusatz wie Kamille, um einem Analekzem vorzubeugen.
Plagen ein Kind vergrößerte oder entzündete Hämorrhoiden, sollten Eltern die Symptome außerdem mit entzündungshemmenden Salben behandeln. Enthalten sie den Wirkstoff Lidocain sind sie zugleich schmerzstillend.
Professor Zimmer mahnt zu angemessenem Vorgehen: "Der Anus ist eine unheimlich empfindliche Zone. Zu viele Rektaluntersuchungen und Eingriffe können ein Kind traumatisieren. Wichtig ist auch, es nicht ständig von einem anderen Arzt begutachten zu lassen."