Wer unter Juckreiz am After, Brennen und Schmerzen beim Stuhlgang sowie ständig braune Streifen in der Unterhose hat, sollte an vergrößerte Hämorrhoiden denken – und zwar an ein fortgeschrittenes Leiden. Denn erst, wenn die Gewebepolster am Afterausgang stark vergrößert sind, kann Flüssigkeit oder Stuhl entweichen.Fachärzte (Proktologen) beobachten diese Art von Stuhlinkontinenz zum Teil schon bei Hämorrhoidalleiden ab dem zweiten von insgesamt vier Stadien.
Artikelinhalte im Überblick:
- Ursachen für Stuhlschmieren
- Was ist Stuhlinkontinenz?
- Behandlung der Stuhlinkontinenz
- Muskeltraining gegen Stuhlschmieren
Warum führen vergrößerte Hämorrhoiden zu Stuhlschmieren?
Genau genommen handelt es sich beim Stuhlschmieren nicht um eine echte Stuhlinkontinenz. Vielmehr sprechen Mediziner hier von einer "sensorischen Kontinenzstörung". Koloproktologe Bernhard Lenhard erklärt, was das bedeutet: "Wenn die Hämorrhoiden größer werden und weit in den Analkanal hineinragen, stören sie die Feinabdichtung des Afters. Das wird umso schlimmer, desto mehr die Hämorrhoiden wachsen."
Der Effekt potenziert sich schließlich sogar, sagt der Enddarmspezialist: "Denn je größer die Hämorrhoidenknoten werden, desto mehr entzünden sie sich und sondern Sekret ab." Diese Flüssigkeit rinnt dann aus dem After und kann kleine Stuhlreste mit sich nehmen. Fast immer tritt Juckreiz am After und Brennen auf, oft entzündet sich die Haut am After und es entsteht ein Analekzem.
Wenn die Hämorrhoiden so groß geworden sind, dass sie den After nicht mehr zuverlässig abdichten und Stuhlschmieren entsteht, sollten sie verkleinert werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten wie eine Verödung, Gummiband-Ligatur oder Operation. Hämorrhoidenmittel, sogenannte Proktologika, können vergrößerte Hämorrhoiden zwar nicht wieder zum Schrumpfen bringen. Sie vermögen aber das Afterjucken und Brennen zu bessern. Präparate mit lokal betäubenden Wirkstoffen können sogar Schmerzen lindern.
Stuhlinkontinenz: Keine Kontrolle mehr über Ausscheidungen
Anders als bei Stuhlschmieren durch ein Hämorrhoidalleiden, verliert ein Mensch mit Stuhlinkontinenz die Kontrolle über seinen Schließmuskel – der Stuhl rutscht einfach heraus, ohne dass er zu halten wäre.
Dafür kann es verschiedene Ursachen geben. So kann diese Stuhlinkontinenz Folge einer Verletzung sein, beispielsweise nach einer Entbindung oder Operation des Enddarm. Hinter der Inkontinenz kann sich jedoch auch eine altersbedingte Erschlaffung der Muskulatur verbergen oder angeborene Missbildungen, etwa der Nerven oder der Schließmuskeln.
Die Probleme können auch die Folge jahrelangen Fehlverhaltens bei der Stuhlentleerung oder sportlicher Aktivitäten sein, die sich ungünstig auf die Beckenbodenmuskulatur auswirken. Hierzu zählen Joggen, Tennisspielen sowie Sportarten, die mit starkem Hüpfen oder Springen verbunden sind. Auch Folgen von Rückenmarksveränderungen schränken die Stuhlkontrolle ein.
Häufig mehrere Ursachen bei Stuhlinkontinenz
Oft kämen sogar mehrere Ursachen für Stuhlinkontinenz zusammen, berichtet der Proktologe und Chirurg Franz Raulf: "Die Stuhlausscheidung wird von einem ganzen System von Komponenten kontrolliert, etwa dem Schließmuskel, den Nerven zur Wahrnehmung des Stuhldrangs oder dem Beckenboden. Eine Stuhlinkontinenz resultiert zumeist aus einer Schwäche mehrerer Teile des Kontinenzapparates."
Dazu gesellen sich oft noch soziale oder psychische Komponenten. Wie viele Menschen in Deutschland an Stuhlinkontinenz leiden, kann niemand genau sagen. Aber die Deutsche Kontinenz Gesellschaft schätzt ihre Zahl auf rund 1,2 Millionen.
Stuhlinkontinenz lässt sich behandeln
So unterschiedlich die Ursachen für Stuhlinkontinenz sind, so vielfältig sind die Therapieoptionen. Sie reichen von spezieller Kost, Beckenbodengymnastik und Biofeedback über das Beheben von Stoffwechselstörungen oder die Einnahme stuhlverdickender Medikamente bis zu einer Operation oder dem Implantieren eines Schrittmachers. Oft helfe es aber schon, wenn der Patient ein Stuhltagebuch führt, sagt Raulf. Denn das Protokoll kann etwa ergeben, dass es sinnvoll ist, zu bestimmten Tageszeiten prophylaktisch zur Toilette zu gehen.
Mit Zäpfchen oder Einläufen lässt sich das Entleeren des Darms so einstellen, dass der Patient in der folgenden Zeit keine Angst vor einem unfreiwilligem Stuhlabgang haben muss. Chirurgische Eingriffe seien insgesamt eher selten nötig, räumt Doktor Raulf ein. Sie kämen vor allem infrage, wenn sich der Mastdarm aus dem After stülpt (Rektumprolaps) oder um die anale Muskulatur zu korrigieren.
Muskeltraining hilft gegen Stuhlschmieren
Stuhlschmieren ist zwar weit harmloser als Stuhlinkontinenz. Für Betroffene sind die ständigen Spuren in der Unterhose dennoch äußerst unangenehm und mit Scham besetzt. Außerdem reizen die Absonderungen aus dem Analkanal die ohnehin gereizte Afterhaut. Letzteres lässt sich mit der richtigen Analhygiene und Pflege gut in den Griff bekommen. Um das Stuhlschmieren an sich zu unterbinden, sollte möglichst die Ursache behandelt werden – also die Hämorrhoiden. Außerdem kann ein Schließmuskeltraining helfen, Stuhlschmieren zu verbessern.
Übung für den Schließmuskel bei Stuhlschmieren
Führen Sie nach der Entleerung und vor dem Säubern des Afters dreimal folgende Übung durch:
- After zusammenkneifen
- Schließmuskel einziehen
- eingezogenen Schließmuskel drei bis fünf Sekunden einhalten
- After locker fallen lassen
Damit drückt der Schließmuskel auch den bei der Entleerung abgesenkten Darm wieder nach oben. Der Analbereich sollte dann nach jedem Stuhlgang mit Wasser gereinigt und mit einem weichen Tuch oder Toilettenpapier gut abgetrocknet werden.
Weitere Tipps, die die Stuhlkontrolle fördern:
Achten Sie auf ballaststoffreiche Kost. Sie fördert eine weiche, aber wohlgeformte Konsistenz des Stuhls, erleichtert die Ausscheidung und beugt Kotresten im Afterausgang vor.
Verzichten Sie auf sportliche Aktivitäten, die den Beckenboden belasten. Welche Arten der Bewegung geeignet sind, erfahren Sie in diesem Artikel zum Thema.