Bei Beschwerden im Analbereich vermuten die meisten Menschen vergrößerte Hämorrhoiden als Grund. Doch es gibt andere Analerkrankungen, die in Betracht kommen. Um diese auszuschließen, ist vor allem bei stärkeren Beschwerden eine genaue proktologische Untersuchung wichtig.
Artikelinhalte im Überblick:
- Zunächst Anamnese
- Tastuntersuchung
- Proktoskopie
- Darmspiegelung nur selten
- Pilze und Allergien ausschließen
- Gezielte Behandlung durch Diagnose
Anamnese ist erster Schritt
Um eine Diagnose stellen zu können, beginnt der Arzt (Proktologe) in der Regel damit, sich vom Patienten die Symptome schildern zu lassen. Dann stellt der Mediziner eine Reihe von Fragen, um sicher zu gehen, dass am Juckreiz und Brennen tatsächlich vergrößerte Hämorrhoiden und nicht andere Analerkrankungen schuld sind. Denn Schmerzen im After können zwar durch entzündete Hämorrhoiden entstehen, aber auch eine Analthrombose oder ein Abszess können die Ursache sein. Besonders genau muss der Arzt Blutspuren auf dem Toilettenpapier oder im Stuhl nachgehen, da im schlimmsten Fall ein Tumor dafür verantwortlich sein kann.
Tastuntersuchung weniger unangenehm als gedacht
Viele Patienten machen die Erfahrung, dass diese weniger unangenehm ist, als sie zunächst dachten. Das vorsichtige Abtasten der Analregion und die Spiegelung des Mastdarms (Proktoskopie) zählen zu den Standarduntersuchungen bei Hämorrhoiden. Beides sind Routineverfahren, die meist keine Schmerzen verursachen.
Positionen bei der Enddarmuntersuchung
Nach dem Gespräch schaut der Arzt den After an und macht diverse Untersuchungen. Dazu muss der Patient sich so hinlegen, dass der Doktor den Po und den Enddarm gut erreichen kann. Hierzu gibt es drei Varianten:
Meist wird der Patient in die Steinschnittlage gebracht, die auch Frauenärzte für die Untersuchung ihrer Patientinnen benutzen. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken, die Beine liegen gespreizt auf zwei Beinhalterungen. Die Genitalregion wird mit Tüchern abgedeckt, so dass nur der Blick auf die Analregion frei bleibt.
Oder der Arzt bittet den Betroffenen, sich auf die Seite zu legen und die Beine anzuwinkeln (Sims-Position).
Variante drei: Der Patient kniet auf der Untersuchungsliege und reckt das Gesäß in die Luft (Knie-Ellenbogen-Lage).
Wichtig ist, dass die Körperhaltung entspannt ist. So wird die Untersuchung nicht zu unangenehm.
Schon die Tastuntersuchung ist aufschlussreich
Als Erstes begutachtet der Arzt den Darmausgang von außen. So kann er direkt Entzündungen, Hautreizungen, Einrisse und stark vergrößerte Hämorrhoiden sehen. Danach folgt die Tastuntersuchung (Palpation).
Der Arzt trägt Untersuchungshandschuhe und bestreicht den Tast-Finger mit Vaseline oder Gleitgel. Vorsichtig inspiziert er die Afterregion und den Analkanal. Dabei achtet er besonders auf Verletzungen, Knoten oder Geschwülste und Einengungen der Darmlichtung. Bei Männern kann er durch die Darmwand die Vorsteherdrüse ertasten und deren Größe und Beschaffenheit beurteilen. Natürlich lassen sich am behandschuhten Finger zudem Blut- und Schleimspuren gut erkennen.
Proktoskopie ermöglicht Blick in den Darm
Falls der Arzt noch keine eindeutige Diagnose fällen kann, schließt die Inspektion des Analkanals an. Für eine Proktoskopie mit dem Endoskop kann der Arzt verschiedene Instrumente benutzen, je nachdem, was er sehen will.
So eignet sich ein Proktoskop für die vorderen Bereiche des Darmausgangs. Das Gerät ist eine sechs bis 15 Zentimeter lange Röhre mit einem Handgriff. Die Öffnung vorne ist abgeschrägt, manchmal befindet sich in der Mitte ein kleines Fenster. Durch die Röhre kann der Arzt eine Lampe und andere Geräte schieben. So lassen sich während der Proktoskopie Gewebeproben nehmen oder Hämorrhoiden veröden.
Ein Rektoskop ermöglicht einen Blick in den gesamten Enddarm. Es ähnelt einem Proktoskop, ist aber bis zu 30 Zentimeter lang und kann sowohl starr als auch flexibel sein.
Wenn diese Proktoskopie und Rektoskopie genannten Untersuchungen keine Ursache für die Beschwerden liefern, kann der Arzt eine Sigmoidoskopie machen. Bei dieser Methode, die zu den Darmspiegelungen zählt, betrachtet er den unteren Bereich des Dickdarms, indem er ein flexibles Endoskop einführt.
Große Darmspiegelung oft nicht notwendig
Noch tiefer dringt der Proktologe bei einer Koloskopie in den Darm ein: Bei der sogenannten großen Darmspiegelung betrachtet er den gesamte Dickdarm bis zum Übergang in den Dünndarm. Möglich macht dies ein etwa zwei Meter langer, flexibler Schlauch, an dessen Spitze eine Minikamera sitzt.
Diese von vielen Patienten gefürchtete große Darmspiegelung ist für die Diagnose von Hämorrhoiden selten notwendig. Der Arzt nimmt sie nur vor, wenn die Blutungen nicht eindeutig auf Hämorrhoiden zurückzuführen sind oder zusätzliche Krankheitszeichen wie eine ungewollte Gewichtsabnahme hinzukommen.
Berhard Lenhard, Facharzt für Enddarmerkrankungen, kann verschreckte Patienten beruhigen: "Es ist absolut unnötig, im Rahmen einer Standarduntersuchung eine große Darmspiegelung durchzuführen", erklärt er. "Lediglich das Rektum, also die letzten Zentimeter des Darmrohres, werden untersucht." Dazu ist meistens kein Einlauf notwendig und es ist in der Regel auch nicht schmerzhaft. Die proktologische Untersuchung ist nüchtern betrachtet kaum unangenehmer als ein normaler Besuch beim Hausarzt. Schmerzen treten nur bei einer Analfissur auf, dann wird der Arzt besonders behutsam vorgehen.
Zusätzliche Tests können Pilze und Allergien ausschließen
Manchmal sind ergänzende Untersuchungen sinnvoll. Beispielsweise kann ein Stuhltest eine nicht sichtbare Blutung aus dem Enddarm nachweisen. Um Parasiten, Viren, Bakterien und Pilz am After: Was tun bei einer Infektion am Po? als Ursache auszuschließen, macht der Arzt meist einen Abstrich und lässt ihn im Labor analysieren. Bei einem Analekzem kann ein Test zeigen, ob es durch eine Allergie ausgelöst wurde und welche Substanz der Patient künftig meiden sollte.
Proktologische Untersuchung ermöglicht effektive Therapie der Hämorrhoiden
Trotzdem ist für viele Patienten mit Hämorrhoiden der Gedanke an den Arztbesuch eine höchst unangenehme Angelegenheit. Möglicherweise hat man Angst, sich selbst eine Krankheit eingestehen zu müssen. Viele Patienten lässt auch der Gedanke zurückschrecken, dass es sich vielleicht doch nicht um Hämorrhoiden, sondern um etwas Ernstes handeln könnte. Mitunter haben Patienten mit Hämorrhoiden auch Hemmungen ihre "privateste Körperregion" von einem Fremden anschauen zu lassen.
Sie sollten jedoch wissen, dass die Untersuchung mit dem Finger und die Darmspiegelung für Ärzte Routine sind. Ein Spezialist mit proktologischer Ausbildung kann die nötigen Untersuchungen sehr schonend vornehmen. Außerdem ist zu bedenken, dass ohne die Untersuchung auch keine wirklich effektvolle Therapie möglich ist.