Viele Mediziner behandeln vergrößerte Hämorrhoiden. Woher aber wissen Betroffene, ob sie in fachkundigen Händen sind? Grundsätzlich ist die Hausarztpraxis ein guter erster Ansprechpartner für Menschen mit Beschwerden im Analbereich. Wer sich jedoch mit Hämorrhoiden an Spezialisten wenden möchte, sollte darauf achten, dass der*die Arzt*Ärztin die Zusatzbezeichnung Proktologie (auch Kolo- oder Coloproktologie) führt.
Artikelinhalte im Überblick:
Proktologie ist spezialisiert auf den Enddarm
Um sich Proktolog*in nennen zu dürfen, muss nach der Facharztprüfung eine zwölfmonatige zusätzliche Weiterbildung absolviert und eine Prüfung bei der zuständigen Landesärztekammer abgelegt haben. Diese zusätzliche Weiterbildung soll befähigen, Erkrankungen und Verletzungen im Bereich des Mastdarms, des Afters und der Beckenbodenmuskulatur zu erkennen und zu behandeln beziehungsweise ihnen vorzubeugen. Dazu gehören unter anderem Analekzeme, anorektale Geschlechtskrankheiten und Hauterkrankungen im Analbereich.
Nicht jede*r Facharzt*Fachärztin kann sich in der Proktologie weiterbilden. Vorbehalten ist dies:
- Allgemeinmedizinern
- Dermatologen
- Allgemeinen Chirurgen
- Kinderchirurgen
- Visceralchirurgen
- Gynäkologen
- Internisten
- Gastroenterologen
- Urologen
Zusatzbezeichnung Proktologie soll qualifizierte Behandlung sichern
Die Zusatzbezeichnung Proktologie ist noch vergleichsweise jung. Sie wurde 2003 in die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer aufgenommen und wird seit 2005 von den Landesärztekammern umgesetzt. Ziel dieser Weiterbildung zu Enddarmspezialist*innen war es, eine einheitliche Diagnostik und Behandlung zu gewährleisten. Dadurch soll verhindert werden, dass Mediziner*innen dem ursprünglichen Fachgebiet zu sehr verhaftet bleiben, dass etwa in der Chirurgie vorschnell eine Operation empfohlen wird, nur weil man sich auf diesem Gebiet besonders gut auskennt.
Bei qualifizierten Proktolog*innen wird sich die Therapie von Hämorrhoiden nicht unterscheiden, meint Berhard Lenhard, Facharzt für Enddarmerkrankungen. Wenn diagnostisch korrekt entschieden wird, muss ein*e Dermatolog*in dann eine Operation fordern, wenn sie notwendig ist; ein*e Chirurg*in wird konservativ therapieren, wenn keine OP erforderlich ist.
So findet man eine gute proktologische Praxis in der Umgebung
Eine*n qualifizierte*n Proktolog*in in ihrer Umgebung können Betroffene über die Suchfunktion des Berufsverbands der Coloproktologen Deutschlands finden. Die dort geführten Enddarmspezialist*innen unterziehen sich nach Angaben des Verbands speziellen Fachprüfungen und verpflichten sich zu regelmäßigen Fortbildungen.
Dabei muss jede*r Ärztin*Arzt nachweisen, dass man über ausreichendes Wissen in der Proktologie verfügt – und zwar in jedem ihrer drei Gebiete: im internistischen, chirurgischen und dermatologischen Teil. Das spiegelt das ganze Spektrum eines Hämorrhoidenleidens wider: Die Gefäßpolster befinden sich am Ausgang des Mastdarms, sind also eine innere Erkrankung. Da sie Sekret absondern, gehen sie meist mit Hautveränderungen am After einher, so genannten Analekzemen. Zur Behandlung fortgeschrittener Hämorrhoidalleiden schließlich sind operative Kenntnisse erforderlich.
In erfahrenen Händen bereitet Untersuchung keine Schmerzen
"Viele Patienten fürchten sich vor der Untersuchung", sagt Lenhard. Der Enddarm von Menschen mit Hämorrhoiden ist sehr empfindlich und durch die Erkrankung gereizt. Die Angst vor Schmerzen ist darum verständlich. "Doch ein gut geschulter Arzt kann die Untersuchung schmerzfrei durchführen", versichert Lenhard. Zusätzlich können Proktologika wie zum Beispiel eine schmerzlindernde Salbe mit Lidocain vor der proktologischen Untersuchung angewendet werden.