"Das wichtigste Ziel von Sitzbädern ist eine gute Hygiene", sagt Gastroenterologin Elisabeth Hackenberg. Die Haut am After sei sehr empfindlich. Zudem könnten anatomische Gründe das Reinigen erschweren. Das kann zum Beispiel beim sogenannten Trichter-Anus der Fall sein, den meistens Männer haben. Dabei liegt der Anus tief zwischen den Po-Backen. "Eine saubere, gepflegte Haut ist besser gegen kleine oberflächliche Verletzungen gewappnet", erläutert die Fachärztin - "ist die Haut erst mal kaputt, dauert es lange, sie wieder zu heilen."
Artikelinhalte im Überblick:
Sitzbad mit Eichenrinde gegen Analekzem
"Speziell bei nässenden Analekzemen sind Sitzbäder sinnvoll", urteilt auch Bernhard Lenhard vom Berufsverband der Koloproktologen und rät Patienten zu Eichenrinde als Zusatz, da sie sehr austrocknend wirke. Viele Ärzte empfehlen auch schwarzen Tee, der aufgrund seiner Gerbstoffe ähnlich wirkt.
Hinter Ekzemen am After stecken häufig vergrößerte Hämorrhoiden. "In mindestens 80 Prozent der Fälle gehen Hämorrhoiden zweiten Grades mit gelegentlich auftretenden Analekzemen einher." Der Grund: Die Vergrößerung der Gefäßpolster bewirkt Absonderungen, die Haut am After wird feucht – ein sogenanntes irritatives Analekzem entsteht. Unter sachgerechter Therapie könne das Hautleiden innerhalb von zehn bis 14 Tagen abheilen. "Wichtig ist aber, dass man dann die Ursache beseitigt", sagt Lenhard. Nur eine Reduktion der Hämorrhoidengröße verhindere weitere Analekzeme.
Analduschen nach OP einfacher als Sitzbad
Nach einer Hämorrhoiden-Operation kann ein regelmäßiges Sitzbad helfen, die Wunde zu säubern. "Es gibt aber auch coloproktologische Zentren in Deutschland, die Sitzbäder nach einer OP nicht mehr empfehlen", berichtet Fachmann Lenhard. Sie plädieren stattdessen fürs Ausduschen. Das habe den gleichen Effekt, sei aber für Patienten bedeutend einfacher zu handhaben. Sie bräuchten sich keine Sitzbadwanne zulegen, und es ginge schneller.
Richtige Rezeptur für ein Sitzbad bei Hämorrhoiden
Entscheidender Punkt beim Sitzbad: Das Wasser darf nicht zu heiß sein, sonst weicht die Haut zu sehr auf. Richtig ist eine körperwarme Temperatur. In alten Ratgebern heißt es bisweilen, kaltes Wasser fördere das Zusammenziehen von Hämorrhoiden, aber das ist nicht richtig.
Erstens kann das Wasser gar nicht in den Analkanal eindringen; das verhindern die Schließmuskeln.
Zweitens regen Kältereize die Durchblutung an und können bei einem Analekzem Juckreiz, Brennen und Schmerzen fördern.
Ein Sitzbad sollte nur kurz dauern. "Drei bis fünf Minuten", rät Hackenberg. "Danach den Po trocken tupfen, nicht reiben." Zwei Sitzbäder pro Tag reichten. Als Badezusatz empfiehlt die Expertin pflegende Substanzen wie Kamille und Hamamelis. Es ist nicht unbedingt nötig, eine ausgewiesene Sitzbadwanne im Sanitärfachhandel zu erstehen, eine nicht zu flache, große Schüssel tut es in der Regel auch.
Toilette für Sitzbad verwenden
Eine andere Variante: Die Toilette zum Sitzbad machen. Dazu den WC-Ring hochheben, eine passende Mülltüte darüber stülpen, verknoten und wieder zurückklappen. Vorsichtig körperwarmes Wasser auf die Folie gießen, hineinsetzen und kurz einwirken lassen. Der Vorteil dieser Methode ist die leichte Entsorgung: Einfach ein Loch in die Folie stoßen und das Sitzbadwasser läuft in die Toilette. Wem das dennoch zu viel Arbeit ist, füllt einfach die heimische Badewanne bis der Po bedeckt ist. In diesem Fall wird die Sitzbad-Rezeptur entsprechend der benötigten Wassermenge variiert.