Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Welche Symptome treten bei Syphilis auf? Die Symptome variieren je nach Stadium und reichen von schmerzlosen Geschwüren (Primärstadium) über Hautausschläge und grippeähnliche Symptome (Sekundärstadium) bis hin zu schweren Organ- und Nervenschäden (Tertiärstadium).
Wie äußert sich Syphilis im Mund? Im Mund treten oft schmerzlose Geschwüre auf, meist an der Zunge, Wangeninnenseite oder den Lippen. Diese erscheinen etwa 2-3 Wochen nach der Infektion.
Ist Syphilis im Endstadium heilbar? Antibiotika können die Bakterien abtöten. Im Endstadium führt Syphilis jedoch zu schweren Nerven- und Organschäden, welche meist irreversibel sind.
Wie kann man sich vor Syphilis schützen? Der sicherste Schutz ist die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr. Regelmäßige Tests bei häufig wechselnden sexuellen Kontakten sind ebenfalls wichtig.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Syphilis?
Syphilis ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die bei genitalem und analem Sex, aber auch bei Oralverkehr oder Küssen übertragen werden kann. Andere Bezeichnungen sind
- Lues,
- Lues venera oder
- harter Schanker.
Auslöser für Syphilis sind Bakterien, die mit Antibiotika aber gut behandelbar sind.
Die Infektion verläuft in verschiedenen Stadien und kann über Jahre andauern. Häufig werden die ersten Symptome der Krankheit nicht bemerkt. Da Syphilis vor allem im Frühstadium sehr ansteckend ist, wird sie deshalb oft unbemerkt weitergegeben.
Zunahme der Fallzahlen
Im Jahr 2022 stieg die Zahl der Syphilis-Fälle in Deutschland um 23,1 Prozent auf 8.305 und erreichte damit einen neuen Rekordwert. Der Großteil der Betroffenen sind Männer, die Sexualverkehr mit anderen Männern haben. Aber auch Frauen können an Syphilis erkranken.
Symptome und Verlauf: Wie sieht Syphilis aus?
Eine Syphilisinfektion verläuft in verschiedenen Stadien. Der Verlauf wird in Früh- und Spätsyphilis eingeteilt. Zur Frühsyphilis zählen die Stadien primäre Syphilis (Lues I) und sekundäre Syphilis (Lues II). Der Spätsyphilis werden die Stadien tertiäre Syphilis (Lues III) und die quartäre Syphilis (Neurosyphilis, Lues IV) zugeordnet.
Besonders ansteckend ist Syphilis in den ersten beiden Krankheitsstadien, danach nimmt das Ansteckungsrisiko ab. Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Sexualkontakt führt bei etwa 30 Prozent zu einer Infektion.
Die Inkubationszeit kann zwischen zehn und 90 Tagen liegen. Durchschnittlich zeigen sich erste Symptome einer Syphilis nach etwa drei Wochen. Je nach Stadium treten allerdings unterschiedliche Symptome auf.
Erstes Stadium: primäre Syphilis (Lues I)
Das erste Anzeichen für Syphilis, ein dunkelroter Fleck oder ein Knötchen, zeigt sich häufig an der Eintrittsstelle des Erregers:
- an der Eichel
- an den Schamlippen
- je nach Sexualpraktik am Anus oder im Mund
Dieses erste Symptom wird auch als Primäraffekt bezeichnet. Nach ein bis zwei Wochen entwickelt sich daraus ein schmerzloses Geschwür. Zeitgleich schwellen die Lymphknoten in der betroffenen Region an. Nach vier bis sechs Wochen heilt das Geschwür von allein wieder ab. Ohne Therapie breiten sich Erreger allerdings meistens weiter aus.
Zweites Stadium: sekundäre Syphilis (Lues II)
Circa vier bis zehn Wochen nach der Infektion kommt es zu weiteren Symptomen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Dazu gehören:
Fieber
Müdigkeit
Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen
stark geschwollene Lymphknoten
stellenweiser Haarausfall
Himbeer- oder blumenkohlähnliche Hautwucherungen (Papillome) im Bartbereich beim Mann
nicht juckender Hautausschlag, vor allem an den Händen und Fußsohlen, aber auch an anderen Körperstellen wie dem Oberkörper. Nach einigen Tagen entwickeln sich daraus kleine Knötchen.
übermäßige Hornhautbildung an Händen und Fußsohlen
Beläge (Plaque) auf der Mundschleimhaut, Zunge oder den Gaumenmandeln (Tonsillen)
Unbehandelt kann dieses Krankheitsstadium einige Jahre anhalten, in denen die Symptome immer wieder aufflammen.
Drittes Stadium: tertiäre Syphilis (Lues III)
Wurde die Frühsyphilis nicht behandelt, können nach einigen symptomfreien Jahren folgende Beschwerden auftreten:
krankhafte Hautveränderungen, die im Laufe der Zeit stark verkrusten
knotenartige Geschwüre (Gummen) auf der Haut und an inneren Organen
krankhafte Gefäßveränderungen an der Hauptschlagader (Aorta) und an den anderen großen Arterien, was die Gefahr einer Aneurysmabildung erhöht
Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie eine Entzündung der Hirnhaut
Schädigungen am Gehirn, Rückenmark und anderen Organen
Viertes Stadium: quartäre Syphilis (Neurosyphilis, Lues IV)
Im letzten Stadium führt die Erkrankung häufig zu massiven Schädigungen oder der Zerstörung des zentralen Nervensystems. Es kann zu verschiedenen neurologischen Ausfällen kommen, etwa zu
- Schmerzen und Taubheitsgefühlen im Unterbauch und den Beinen
- Schwindel
- Sprachstörungen
- Krampfanfällen
- Lähmungen
Behandlung von Syphilis
Eine Syphilis kann spontan ausheilen. Bei etwa 30 Prozent der unbehandelten Syphilisfälle tritt nach einigen Jahren eine Spontanheilung ein. Eine diagnostizierte Syphilis sollte aber immer behandelt werden. Unbehandelt kann sie zu schweren Schädigungen führen und sogar tödlich verlaufen. Für die Behandlung werden in jedem Stadium Antibiotika eingesetzt, als Mittel der Wahl gilt Penicillin.
Wird die Syphilis früh erkannt und behandelt, dauert die Therapie circa zwei bis drei Wochen. Bei einer Spätsyphilis kann die Behandlung etwas länger dauern. Nach Abschluss der Antibiotikatherapie wird das Blut noch einmal auf die Krankheitserreger untersucht. Syphilis-Erkrankte sollten bis zum Ende der Therapie auf ungeschützten Sex verzichten, weil die Infektion sehr leicht übertragbar ist.
Syphilis und HIV
Bei Menschen mit einer HIV-Infektion kann die Syphilis schwerer verlaufen als bei HIV-negativen Personen. Die Inkubationszeit ist häufig kürzer, die ersten Symptome können stärker ausfallen oder Symptome der verschiedenen Stadien treten gleichzeitig auf. Zudem erkranken HIV-Betroffene häufiger an einer Neurosyphilis. Das heißt, bei ihnen kommt es häufiger zu neurologischen Ausfällen.
Die Behandlung der Syphilis erfolgt wie bei HIV-negativen Personen mit Antibiotika. Allerdings kann die Krankheit bei ihnen trotz Behandlung häufiger wieder aufflammen. Deswegen sollte auch nach der Antibiotika-Therapie regelmäßig getestet werden.
Syphilis: Übertragung durch Geschlechtsverkehr
Syphilis wird vor allem durch ungeschützten Sex, aber auch beim Küssen oder engem Körperkontakt übertragen. Auslöser ist das Bakterium Treponema pallidum, das ausschließlich bei Menschen vorkommt. Ähnlich wie bei HIV werden die Bakterien über Wunden weitergegeben. Kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut reichen schon aus, damit der Erreger eindringen kann und sich über das Blut im ganzen Körper ausbreitet.
Infizierte Schwangere können den Erreger über die Gebärmutter an das Ungeborene weitergeben. Das kommt in Deutschland aber nur noch sehr selten vor. Denn im Rahmen der gesetzlichen Mutterschaftsrichtlinien wird zu Beginn der Schwangerschaft das Blut der werdenden Mutter auf Krankheitserreger untersucht. Wird dabei eine Infektion entdeckt, kann diese behandelt werden, bevor die Erreger auf das ungeborene Baby übertragen werden.
Wie erfolgt die Diagnose bei Syphilis?
Syphilis lässt sich in der Frühphase mit einem Abstrich am Primäraffekt oder auch durch einen Bluttest nachweisen. In der Regel ist das Bakterium zwei bis drei Wochen nach der Infektion im Blut nachweisbar. Befinden sich im Blut Antikörper gegen die Erreger, gilt der Verdacht als gesichert. Fällt der Test trotz erster klinischer Symptome negativ aus, sollte die Untersuchung wenige Wochen später noch einmal wiederholt werden.
Bei einem Verdacht auf Syphilis und spätestens bei einem positiven Nachweis sollte sich auch immer der Sexualpartner*innen testen lassen, damit die Infektion nicht an weitere Personen übertragen wird. Besteht die Syphilis schon länger, müssen auch die Sexualkontakte der letzten 12 Monate über eine mögliche Ansteckung informiert werden.
Bei einem positiven Ergebnis werden Betroffene zudem auch auf weitere sexuell übertragbare Infektionen getestet. Empfohlen werden Tests auf:
- Chlamydien
- Gonorrhö
- Hepatitis C
- HIV
Für Syphilisinfektionen gibt es in Deutschland eine Meldepflicht. Bei einem positiven Befund meldet der*die Arzt*Ärztin die Infektion an das Robert Koch-Institut, ohne die Angabe persönlicher Daten der betroffenen Person.
So lässt sich Syphilis vorbeugen
Einen vollständigen Schutz vor Syphilis gibt es nicht. Der konsequente Gebrauch von Kondomen bei vaginalem, analem und oralem Sex kann das Risiko jedoch stark minimieren. Syphilis kann aber auch beim Küssen übertragen werden. Wer nach einem intimen Kontakt Veränderungen an den äußeren Geschlechtsorganen, Lippen oder im Mund feststellt, sollte sich unbedingt auf Syphilis testen lassen.
Homosexuellen Männern, die häufig wechselnde Sexualpartner haben, wird zudem empfohlen sich alle drei bis 12 Monate auf Infektions- und Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö, Hepatitis C und HIV testen zu lassen.