Modell von Analkarzinom
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Krebserkrankung im Analbereich

Analkarzinom: Symptome und Behandlung von Analkrebs

Von: Antje Fischer (Medizinautorin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.09.2024

Analkrebs ist eine seltene Krebsart, die sowohl Frauen als auch Männer betrifft. Auslöser ist häufig eine HPV-Infektion. Lesen Sie hier, was weitere Risikofaktoren sind, welche Symptome bei einem Analkarzinom auftreten können und wie der Krebs behandelt wird.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Analkrebs

Typische Symptome sind Blutungen, Schmerzen beim Stuhlgang, Juckreiz, ein Fremdkörpergefühl und Veränderungen des Stuhlgangs etwa Bleistiftstuhl.

Die Hauptursache für Analkrebs ist eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV). Risikofaktoren sind ein geschwächtes Immunsystem (zum Beispiel bei HIV-Infizierten), Rauchen und häufiger ungeschützter Analverkehr aufgrund der Ansteckungsgefahr mit HPV.

Die Standardbehandlung umfasst Strahlen- und Chemotherapie, oft kombiniert. Operationen sind seltener nötig.

Ja, ein Analkarzinom ist oft heilbar, besonders wenn es früh erkannt wird. Die Heilungschancen sind relativ gut, da Analkrebs im Vergleich zu anderen Tumoren langsamer wächst und oft noch keine Metastasen gebildet hat.

Was ist ein Analkarzinom?

Ein Analkarzinom beziehungsweise Analkrebs ist ein bösartiger Tumor am After (Anus). Dabei entwickelt sich eine Wucherung oder ein Knoten am Analrand oder im Analkanal.

Der Analrand ist das äußere Gewebe rund um den After. Analrandkarzinome, die dort entstehen, sind für Betroffene sicht- und tastbar. Der Begriff Analkanal beschreibt hingegen den Übergangsbereichs von After und Mastdarm. Der Mastdarm (Rektum) ist der letzte Abschnitt des Verdauungssystems. Analkanalkarzinome liegen im nicht sichtbaren Bereich.

Ein Großteil der Tumoren sind sogenannte Plattenepithelkarzinome. Dabei handelt es sich um eine Krebsart, die sich in den Plattenepithelzellen der Haut entwickelt und als Hautkrebs bekannt ist.

Ebenso sind Adenokarzinome im Anus möglich, wenn auch sehr selten. Sie können aus dem nahegelegenen Rektum in die Schleimhaut des Analkanals hineinwachsen. Ein Adenokarzinom entwickelt sich aus Drüsenzellen beziehungsweise Drüsengewebe und kommt hauptsächlich im Dickdarm oder Rektum vor.

Wie häufig ist Analkrebs?

Analkrebs ist eine seltene Krebserkrankung. Schätzungen des Robert Koch-Instituts zufolge erkrankten im Jahr 2020 etwa 2.500 Menschen in Deutschland an einem Analkarzinom. Trotz dieser Seltenheit nimmt die Zahl der Neuerkrankungen seit einigen Jahren stetig zu.

Diese Form von Krebs kann bereits junge Erwachsene betreffen, wobei die meisten Betroffenen bei der Diagnose um die 60 Jahre alt sind. Die Heilungsaussichten sind gut, wenn die Erkrankung früh erkannt und behandelt wird.

Symptome von Analkrebs

Krebs am Analrand oder im Analkanal kann bereits in einem frühen Stadium entdeckt werden, denn erste Anzeichen sind für Betroffene gut zu erkennen. Dazu gehören:

  • Brennen, Blutungen und Juckreiz am After
  • Gefühl eines Fremdkörpers im Bereich des Afters
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Verstopfungen
  • Stuhlinkontinenz
  • Verstopfungen oder Veränderungen der Stuhlkonsistenz, wie der sogenannte Bleistiftstuhl
  • Vergrößerte Lymphknoten in der Leiste
  • allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust und Nachtschweiß

Achtung Verwechslungsgefahr: Ein Großteil der Symptome kann auch bei anderen Erkrankungen im Analbereich wie Hämorrhoiden auftreten. Dennoch sollten die Symptome nicht verharmlost, sondern ärztlich abgeklärt werden. Mit den entsprechenden Untersuchungen kann festgestellt werden, ob ein Analkarzinom oder Hämorrhoiden die Beschwerden verursachen.

Stadien des Analkarzinoms

Je nach Fortschritt der Erkrankung wird das Analkarzinom in verschiedene Stadien eingeteilt. Die offizielle Klassifikation umfasst fünf Stadien, die das Tumorwachstum und die mögliche Ausbreitung der Krebszellen berücksichtigen.

  • Stadium I: In diesem Frühstadium ist der Tumor örtlich begrenzt und kleiner als zwei Zentimeter im Durchmesser. Es liegen weder Metastasen in den Lymphknoten noch in anderen Körperregionen vor.

  • Stadium II: Der Tumor ist zwar weiterhin lokal begrenzt, jedoch größer als zwei Zentimeter. Es wird zwischen Stadium IIA (Durchmesser zwei bis fünf Zentimeter) und Stadium IIB (über fünf Zentimeter) unterschieden. Eine Ausbreitung in das umliegende Gewebe oder andere Organe ist noch nicht erfolgt.

  • Stadium IIIA: Der Tumor bleibt auf einen Durchmesser von maximal fünf Zentimetern begrenzt, hat sich jedoch bereits auf die nahegelegenen Lymphknoten, meist in der Leiste, ausgebreitet. Es zeigen sich noch keine Fernmetastasen.

  • Stadium IIIB und IIIC: In diesen fortgeschrittenen Stadien hat der Tumor entweder eine Größe von mehr als fünf Zentimetern erreicht und in benachbarte Organe, wie die Scheide oder die Harnröhre, infiltriert (Stadium IIIB) oder er hat Metastasen in den umliegenden Lymphknoten gebildet (Stadium IIIC).

  • Stadium IV: In diesem Endstadium hat der Krebs Fernmetastasen in entfernteren Organen, wie der Leber oder der Lunge, gebildet. Auch weiter entfernte Lymphknoten, beispielsweise außerhalb des Beckens, können betroffen sein.

Ursachen: Wie entsteht Analkrebs?

Die Hauptursache für Analkrebs ist eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV). Bei mehr als 90 Prozent der Analkarzinome kann HPV nachgewiesen werden. Die Viren werden sexuell übertragen und können auch Genitalwarzen sowie Krebs am Gebärmutterhals, an der Vulva oder am Penis verursachen.

Weitere Risikofaktoren für Analkarzinome sind:

  • Rauchen
  • passiver Analsex
  • häufig wechselnde Sexualpartner*innen
  • Immunschwäche, zum Beispiel aufgrund einer HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation
  • Strahlenbehandlung im Bereich des Beckens

Insbesondere HIV-positive, homosexuelle Männer haben ein erhöhtes Risiko. Auch Frauen, die bereits aufgrund von HPV-Infektionen an Gebärmutterhals- oder Vulvakrebs erkrankt sind, sind stärker gefährdet.

Wie schnell wächst ein Analkarzinom?

Analkrebs entwickelt sich meist langsam über mehrere Jahre hinweg aus Krebsvorstufen, den sogenannten analen intraepithelialen Neoplasien (AIN). Diese Gewebeveränderungen betreffen die Plattenepithelzellen im Anus oder Analkanal, bevor sie zu einem Karzinom heranwachsen.

Diagnose und Untersuchungen bei Krebsverdacht

Besteht der Verdacht auf Analkrebs, dann überweist die*der Hausärztin*Hausarzt Betroffene an eine spezialisierte fachärztliche Praxis. Rektale Untersuchungen werden in der Regel bei einer*einem Proktologin*Proktologen durchgeführt. Zur Abklärung gehören folgende Diagnoseschritte:

  • Anamnese: Ausführliche Befragung und Abklärung von Risikofaktoren wie Immunschwäche, HIV-Infektion, vorangegangene oder bestehende HPV-Infektion, Analverkehr oder Rauchen.

  • Körperliche Untersuchung: Abtasten der Leistenlymphknoten und der Analregion.

  • Spiegelungen: Rektale Begutachtung des Analkanals mithilfe einer Proktoskopie, gegebenenfalls erfolgt auch eine Untersuchung des Mastdarms (Rektoskopie).

  • Biopsie: Gewebeentnahme an der betroffenen Stelle und feingewebliche (histologische) Untersuchung der Probe im Labor.

Bestätigt die Biopsie den Verdacht auf Analkrebs, werden im Anschluss verschiedene bildgebende Verfahren durchgeführt. Zur Bestimmung der sogenannten TNM-Klassifikation des Analkarzinoms wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckens durchgeführt. Damit wird die Ausdehnung beziehungsweise Größe des Tumors ermittelt und festgestellt, ob die Lymphknoten befallen sind und sich Metastasen gebildet haben.

Ergänzend kommen gegebenenfalls auch ein Ultraschall (Sonographie) oder eine kombinierte Positronen-Emissions-Tomographie und eine Computertomographie (PET/CT) infrage.

Frauen werden zusätzlich gynäkologisch untersucht, inklusive eines Abstrichs auf Gebärmutterhalskrebs.

Behandlung von Analkrebs

Die Therapie eines Analkarzinoms ist abhängig vom Stadium der Erkrankung und von der Lage des Tumors. Folgende Behandlungen kommen infrage:

  • Operative Entfernung des Tumors
  • Bestrahlung
  • Chemotherapie

Sehr gute Heilungschancen gibt es für Analrandtumore. Werden sie in einem sehr frühen Stadium entdeckt und haben sich noch keine Metastasen gebildet, können sie operativ entfernt werden. Die Patient*innen sind nach der Operation in der Regel geheilt.

Die Standardtherapie zur Behandlung aller anderen Analkarzinome erfolgt nach aktuellem Leitlinienprogramm mit einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie, die sogenannte Radiochemotherapie (RCT). Mit dieser kombinierten Therapie werden die Lymphknoten im Becken und in der Leiste bestrahlt, zudem wird der Tumor im Wachstum gehemmt und letztendlich zerstört.

In Fällen, bei denen aus gesundheitlichen Gründen keine Chemotherapie möglich ist, erfolgt ausschließlich eine Bestrahlung. Sind nach der Radiochemotherapie oder Radiotherapie noch Tumorreste vorhanden, müssen diese operativ entfernt werden. Dabei wird häufig auch der letzte Abschnitt des Darms entnommen, was einen künstlichen Darmausgang unvermeidbar macht.  

Weil der Krebs erneut auftreten kann, sind bis zu fünf Jahre nach Abschluss der Therapie regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen notwendig.

Früherkennung und Vorbeugen von Analkrebs

Wird Analkrebs frühzeitig erkannt, steigert das die Heilungschancen maßgeblich. Jeder sollte deshalb regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Das gesetzliche Früherkennungsprogramm in Deutschland ermöglicht kostenfreie Vorsorgeuntersuchungen auf Krebs, wie zum Beispiel auf Darmkrebs. Dabei kann ab einem Alter von 50 Jahren der Stuhl auf verstecktes (okkultes) Blut getestet werden – ein Symptom, von Darmkrebs und Analkrebs.

Zudem können Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchführen lassen. Auch bei der jährlichen Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs für Männer ab 45 Jahren können Veränderungen am Anus und Enddarm frühzeitig erkannt werden.

Infektion mit HPV vermeiden

Um Analkrebs vorzubeugen, ist es vor allem wichtig, eine Infektion mit HPV zu verhindern. Die Verwendung von Kondomen beim Sex kann Geschlechtskrankheiten vermeiden.

Da HPV aber auch durch Hautkontakt im Intimbereich übertragen wird, können Kondome die Gefahr einer Infektion nur verringern, aber nicht sicher ausschließen. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts für Mädchen und Jungen im Alter zwischen neun und 14 Jahren eine HPV-Impfung.