Was sind Hämorrhoiden in der Schwangerschaft?
Hämorrhoiden gelten als häufige Schwangerschaftsbeschwerde. Doch was verbirgt sich dahinter überhaupt? Umgangssprachlich heißt es meist „Ich habe Hämorrhoiden“ – tatsächlich besitzt aber jeder Mensch Hämorrhoiden. Es handelt sich dabei um Gefäßpolster, die mit Blut gefüllt sind. Sie sitzen vor dem After und dichten diesen zusammen mit dem Schließmuskel ab. Das bedeutet, Hämorrhoiden sind durchaus nützlich und nichts Krankhaftes. Jedoch können Hämorrhoiden dauerhaft vergrößert sein und dadurch Beschwerden verursachen – unter anderem in der Schwangerschaft. Medizinisch korrekt würde man in diesem Fall von symptomatischen Hämorrhoiden oder von einem Hämorrhoidalleiden sprechen, das in vier Schweregrade eingeteilt wird.
Hämorrhoiden verursachen verschiedene Beschwerden: Dazu gehören Blut im Stuhl, Juckreiz, Druckgefühl, Nässen und in ausgeprägten Fällen auch Schmerzen. Die Darmentleerung oder das bloße Sitzen kann durch vergrößerte Hämorrhoiden unangenehm werden.
Ursache von Hämorrhoiden: Schwangerschaft kann Beschwerden hervorrufen
Warum sich die Hämorrhoiden erweitern und dadurch schließlich Beschwerden verursachen, hat unterschiedliche Gründe – unter anderem wird zum Beispiel eine mögliche genetische Veranlagung diskutiert. Bestimmte Risikofaktoren wie Übergewicht begünstigen die Entstehung von Hämorrhoiden. Auch die Schwangerschaft wird als ein solcher Risikofaktor eingestuft. Jedoch ist es nicht die Schwangerschaft per se, die zu erweiterten Hämorrhoiden führt, sondern es sind die damit einhergehenden körperlichen Veränderungen. Oftmals sind die Hämorrhoiden in solchen Fällen schon vor der Schwangerschaft leicht erweitert und sie werden nun durch hormonelle Veränderungen, eine länger anhaltende Verstopfung oder den Druck des Babys auf die Gefäße zusätzlich vergrößert, sodass sie akute Beschwerden auslösen.
Risikofaktoren für Hämorrhoiden in der Schwangerschaft
Meist führt eine Kombination von verschiedenen Risikofaktoren dazu, dass die Hämorrhoiden in der Schwangerschaft die lästigen Beschwerden verursachen. Hierzu gehören:
Hormonelle Veränderungen: Schwangerschaftshormone wie Progesteron lockern das Bindegewebe auf.
Verstopfung: Die Hormone in der Schwangerschaft sind dafür verantwortlich, dass der Darm träge wird und es deshalb zu einer Verstopfung kommt. Durch zu langes und zu starkes Pressen bei der Darmentleerung wird Druck auf die Blutgefäße ausgeübt und das Blut staut sich darin, sodass sich die Gefäßpolster erweitern.
Gewicht des Kindes: Spätestens, wenn das Köpfchen weiter ins Becken rückt, drückt das zunehmende Gewicht des Babys auf die Blutgefäße im Enddarm. Ein erhöhtes Geburtsgewicht stellt ebenfalls einen Risikofaktor dar.
Langes Pressen während der Entbindung: Auch durch das Pressen bei der Geburt drückt das Baby auf die Gefäßpolster im Analbereich und es kann daher eine Schwellung der Hämorrhoiden entstehen.
Unter Experten wird kontrovers diskutiert, ob es durch die Schwangerschaft wirklich zu einer Häufung des Hämorrhoidalleidens kommt oder ob die hormonellen Veränderungen eher zu analen Beschwerden wie Analvenenthrombosen oder Fissuren führen, die aber nicht korrekt diagnostiziert werden.
Diagnose: Hämorrhoiden in Schwangerschaft feststellen
Vielen Menschen fällt es schwer, sich mit Hämorrhoiden-Beschwerden in Behandlung zu begeben, weil ihnen das Thema peinlich ist. Einen Grund, sich zu schämen, gibt es allerdings nicht. Mit diesem Problem ist man außerdem bei Weitem nicht allein: Das Hämorrhoidalleiden gehört zu den häufigsten Erkrankungen in Industrienationen.
Bei Beschwerden in der Schwangerschaft kann man sich vollkommen ohne Scham an seine frauenärztliche Praxis wenden. Auch die fachärztliche Untersuchung in einer proktologischen Praxis, die auf Erkrankungen des Enddarms spezialisiert ist, kann sinnvoll sein. Im Wochenbett dürfen Frauen direkt ihre Hebamme ansprechen. Zur ersten Diagnose einer harmlosen Hämorrhoiden-Schwellung genügen dem Fachpersonal meist der geschulte Blick und das Abtasten mit dem Finger.
Wichtiger Hinweis: Da Beschwerden wie Blut im Stuhl auch auf andere Ursachen hindeuten können, sollten diese immer ärztlich abklärt werden.
Hämorrhoiden: Schwangerschaft – was tun?
Konservative Therapien stehen zur Behandlung von Hämorrhoiden in der Schwangerschaft im Vordergrund. Eine Operation, die ansonsten in ausgeprägten Fällen ratsam sein kann, wird in der Schwangerschaft vermieden. Doch was hilft und welche SOS-Hausmittel wirken bei akuten Beschwerden?
Hausmittel zur Behandlung von Hämorrhoiden in der Schwangerschaft:
Ballaststoffreiche Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse hilft dabei, den Stuhl weich zu halten und starkes Pressen bei der Darmentleerung zu verhindern. Liegt bereits eine hartnäckige Verstopfung vor, können folgende Hausmittel ausprobiert werden: Einmalig einen Esslöffel Obstessig in ein Glas Wasser mischen oder täglich ein Teelöffel Leinsamen in einen Joghurt geben. Auch Flohsamenschalen können unter Beachtung der Anwendungshinweise in der Schwangerschaft zum Einsatz kommen. Sowohl bei Leinsamen als auch bei Flohsamenschalen ist es wichtig, zusätzlich auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten.
Erhöhte Flüssigkeitszufuhr: Schwangere Frauen haben generell einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Zur Vorbeugung einer Verstopfung empfiehlt es sich, täglich zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken.
Sitzbäder: Um akute Beschwerden zu lindern, können Schwangere Sitzbäder zum Beispiel mit Kamille oder Eichenrindenextrakt durchführen. In der Apotheke gibt es eine fachgerechte Beratung zu geeigneten Wirkstoffen.
Kühlung: Wenn die angeschwollenen Hämorrhoiden akute Beschwerden verursachen, kann außerdem eine Kühlung mit kalten Kompressen für Linderung sorgen. Dazu ein Tuch in kaltes Wasser legen, auswringen und vor den After legen.
Medikamente bei Hämorrhoiden in der Schwangerschaft
Bei akuten Beschwerden ist die lokale Anwendung von Salben in der Schwangerschaft möglich. Entsprechende Salben enthalten zum Beispiel Bestandteile wie Zinkoxid. Salben mit Lokalanästhetika können ärztlich verschrieben werden. Grundsätzlich gilt in der Schwangerschaft: Vor der Einnahme oder Anwendung von Medikamenten sollte eine ärztliche Rücksprache erfolgen, denn nicht jeder Wirkstoff ist unbedenklich – das gilt auch für rezeptfreie Arzneimittel.
Um eine Verstopfung als Ursache der vergrößerten Hämorrhoiden zu bekämpfen, wird während der Schwangerschaft in erster Linie auf eine ballaststoffreiche Ernährung oder auf Quellstoffe wie Leinsamen oder Weizenkleie gesetzt. Bei unzureichender Wirkung dieser natürlichen Mittel können bestimmte Abführmittel verschrieben werden. Die Einnahme sollte stets mit der frauenärztlichen Praxis abgesprochen sein, da viele Mittel – unter anderem Rizinusöl – in der Schwangerschaft ungeeignet sind.
Hämorrhoiden nach der Geburt: Wann sind sie wieder weg?
Hämorrhoiden, die in der Schwangerschaft auftauchen, verschwinden in vielen Fällen einige Wochen nach der Geburt wieder von alleine – ohne, dass dazu eine Behandlung erforderlich ist. Bis zur Symptomfreiheit vergehen etwa acht bis 24 Wochen. Meistens bilden sich die Hämorrhoiden nach der Geburt also wieder zurück – ein operativer Eingriff ist nur sehr selten nötig.
Hämorrhoiden: Schwangerschaft ohne Beschwerden überstehen?
Um Hämorrhoiden in der Schwangerschaft möglichst gut vorzubeugen, kann man selbst einiges tun. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verhindern in vielen Fällen, dass eine Verstopfung entsteht, die wiederum die vergrößerten Hämorrhoiden begünstigt. Regelmäßige Bewegung ist ebenfalls wichtig, denn sie bringt den Stoffwechsel auf Trab. Langes Sitzen im Auto oder am Schreibtisch sollte vermieden werden. Besonders empfehlenswert ist es, bereits in der Schwangerschaft durch Beckenbodentraining die Muskulatur in dem Bereich zu stärken und die Durchblutung zu fördern.