Verstopfung und Pressen beim Stuhlgang gelten als Hauptauslöser für vergrößerte Hämorrhoiden. Außerdem können sie bestehende Beschwerden wie Juckreiz und Analekzem verschlimmern, indem sie die empfindliche Afterhaut zusätzlich reizen. Aus denselben Gründen kann auch Durchfall zu einer Verschlechterung der Symptome von Hämorrhoiden führen.
Eine reibungslose, regelmäßige Verdauung sowie Stuhlgang, der weder zu weich noch zu hart ist, gilt bei einem Hämorrhoidalleiden deshalb als oberstes Gebot. Die Kurzformel für die richtige Ernährung bei Hämorrhoiden lautet: viel Flüssigkeit und jede Menge Ballaststoffe.
Artikelinhalte im Überblick:
- Ballaststoffe fördern Darmbewegung
- Lebensmittel mit Ballaststoffen
- Bei Hämorrhoiden viel trinken
- Natürliche Abführmittel
- Milchsäurebakterien für Darmflora
- Ernährungsfehler bei Hämorrhoiden
Ballaststoffe fördern die Darmbewegung
Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate, die zum größten Teil unverändert ausgeschieden werden. Eine weitere Besonderheit der pflanzlichen Faserstoffe ist, dass sie sehr gut Wasser binden. Sie quellen im Darm auf, machen den Kot voluminös und weich. Dadurch fördern sie die natürliche Darmbewegung, die Inhalte werden schneller "zum Ausgang" transportiert. Das resultiert nicht nur in regelmäßigem Stuhlgang, sondern lässt auch Krankheitserregern weniger Zeit, sich im Körper festzusetzen.
Außerdem dienen Ballaststoffe als Nahrung für die Darmbakterien. Eine gesunde Darmflora wirkt sich ebenfalls positiv auf die Verdauungstätigkeit aus. Zudem hat sie einen wichtigen Anteil an einem gut funktionierenden Immunsystem. Ballaststoffe sättigen auch für lange Zeit, ohne Kalorien zu liefern.
Körper langsam an mehr Ballaststoffe gewöhnen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät, täglich mindestens 30 Gramm Ballaststoffe zu essen. Die meisten Deutschen kommen im Schnitt nur auf 20 Gramm Ballaststoffe pro Tag.
Da ein zu rascher Umstieg auf ballaststoffreiche Kost für viel Darmwind sorgen kann, sollte die Menge der Quellstoffe langsam gesteigert werden. Praktisch heißt das: Den Anteil an Obst, Gemüse und Getreide oder Vollkornprodukten von Woche zu Woche erhöhen und im gleichen Zug Fett und tierische Lebensmittel wie Fleisch und Wurst reduzieren.
In der Übergangsphase bekommen vielen Menschen Vollkorntoast und Weizenvollkornbrot aus fein gemahlenem Getreide sowie geschälte Hülsenfrüchte besonders gut. Sie enthalten zwar weniger Ballaststoffe, verursachen dafür aber keine Blähungen. Ohne jeglichen Mehraufwand kann man den Anteil an Ballaststoffen in der Ernährung erhöhen, indem man bei Nudeln, Reis, Brot und Müsli einfach zur Variante aus Vollkorn greift.
Die richtige Ernährung bei Hämorrhoiden kann schon beim Frühstück anfangen: Haferflocken mit Milch und Obst liefern Ballaststoffe, wertvolle Kohlenhydrate, Eiweiß, gesunde Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Ein Esslöffel Weizenkleie, Leinsamen oder Flohsamenschalen über die Frühstücksflocken verstärken die verdauungsfördernde Wirkung zusätzlich. Dabei nicht vergessen: Viel trinken! Sonst entfalten ballaststoffhaltige Lebensmittel die gegenteilige Wirkung und fördern Verstopfung.
Diese Lebensmittel stecken voller Ballaststoffe
Die richtige Ernährung bei Hämorrhoiden ist recht unkompliziert: Ballaststoffe finden sich in zahlreichen Nahrungsmitteln, die für einen gesunden, ausgewogenen Lebensstil ohnehin regelmäßig auf dem Teller landen sollten. Nüsse, Obst und Trockenfrüchte, Gemüse, Salat, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Vorsicht ist bei letzteren geboten: Erbsen, Linsen sowie Bohnen rufen bei vielen Menschen unangenehme Blähungen hervor.
Liste an Nahrungsmitteln mit vielen Ballaststoffen:
- Roggenvollkornbrot: 6,5-9 g/100 g
- Weizenvollkornbrot: 7,5 g/100 g
- Knäckebrot: 13-24 g/100 g
- Haferflocken: 5,5-9,5 g/100 g
- Weizenkleie: 45 g/100 g
- Flohsamenschalen: 85 g/100 g
- Leinsamen: 35 g/100 g
- Kichererbsen: 5 g/100 g
- Zucchini: 1,1 g/100 g
- Tomate: 1,8 g/100 g
- Grüne Bohnen: 1,9 g/100 g
- Möhren, roh: 2,4 g/100 g
- Brokkoli: 3 g/100 g
- Zuckermais: 3,7 g/100 g
- Erbsen, grün: 4,3 g/100 g
- Kartoffeln: 2,2 g/100 g
- Apfel mit Schale: 1,5-2,5 g/100 g
- Birne: 2 g/100 g
- Kiwi: 4 g/100 g
- Orange: 2 g/100 g
- Johannisbeere: 6,8 g/100 g
- Walnüsse: 6 g/100 g
- Haselnüsse: 7,5 g/100 g
Ballaststoffe mit viel Flüssigkeit kombinieren
Generell sollten Menschen mit Hämorrhoidalbeschwerden auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Ein Mangel sorgt innerhalb kurzer Zeit für harten Stuhl und Verstopfung. Mindestens eineinhalb Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee sollte man laut DGE täglich trinken.
Konsequenz lohnt sich: Wasser und Kräutertees gelten als die verlässlichsten natürlichen Verdauungshilfen überhaupt. Auch mit heißem Wasser übergossener Ingwer regt die Darmtätigkeit an. Ein anderes bewährtes Hausmittel für eine gute Verdauung ist Apfelessig: Am besten täglich morgens zwei Esslöffel Apfelessig in ein Glas Wasser geben und trinken.
Flohsamen, Weizenkleie, Leinsamen: natürliche Abführmittel
Ein hervorragender Ballaststoff sind Flohsamenschalen, erklärt Proktologe Bernhard Lenhard. Dieser Samen eines Wegerichgewäches enthält vor allem in der Schale reichlich Schleimstoffe, die in Wasser stark quellen und durch das vergrößerte Volumen die Darmtätigkeit fördern und den Stuhl weich machen. Nach dem gleichen Prinzip wirken auch Leinsamen und Weizenkleie.
So wirken die natürlichen Abführmittel optimal:
Flohsamenschalen: Fünf bis zehn Gramm (ein bis zwei Teelöffel) in rund 0,1 bis 0,2 l Wasser (ein Glas) vorquellen lassen und trinken. Wichtig, sonst droht der gegenteilige Effekt: Mit einem großen Glas Wasser nachspülen! Ein- bis dreimal täglich anwenden.
Leinsamen: Zweimal täglich ein bis zwei Esslöffel mit Müsli, Joghurt oder Dickmilch zu sich nehmen. Besser quillt ungeschroteter Samen, bei dem die Faserkapsel intakt ist. Häufig wird dieser jedoch unverdaut ausgeschieden, was den Stuhlgang gerade bei empfindlicher Afterhaut und Hämorrhoiden unangenehm gestalten kann. In diesem Fall besser geschrotete Leinsamen verwenden oder auf Flohsamenschalen zurückgreifen.
Weizenkleie: 15 bis 30 Gramm über den Tag verteilt auf zwei bis drei Portionen mit viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Kleie kann mit Joghurt oder Kefir gemischt oder in Frikadellen, Kuchen oder Brot verbacken werden.
Gesunde Darmflora: Lebensmittel mit Milchsäurebakterien
Eine gesunde Darmflora besteht aus Milchsäurebakterien, welche die Grundlage einer funktionierenden Verdauung bilden. Die nützlichen Mikroorganismen befinden sich in Naturjoghurt, Dickmilch und Kefir. Einen noch höheren Anteil der Bakterien haben probiotische Milchprodukte. Durch den Gärprozess enthält auch Sauerkraut viele Milchsäurebakterien und wirkt leicht abführend.
Ernährung bei Hämorrhoiden: Diese Lebensmittel besser meiden
Es gibt auch Lebensmittel und Speisen, die Symptome bei Hämorrhoiden verschlimmern können. Besonders Fleisch und tierische Fette machen den Darm träge und führen bei regelmäßigem Verzehr zu Verstopfung.
Diese Speisen sollten bei der richtigen Ernährung bei Hämorrhoiden nicht oder nur sehr selten vorkommen:
- Butter, Schmalz
- Mayonnaise
- Sahne, Schmand, Creme fraiche
- Pudding, Milchreis, Fruchtjoghurt
- Wurst
- frittierte und panierte Lebensmittel
- kandiertes Trockenobst
- Fruchtsaft, Softdrinks
- Süßigkeiten und Backwaren
- Fettreiche Knabbereien wie Chips, gesalzene Nüsse
- Brot und Brötchen aus Weißmehl, Laugengebäck
- Fertiggerichte und Fast-Food
Bei gereizter Afterhaut besser nichts Scharfes essen
Besser nicht Scharfes bei vergrößerten Hämorrhoiden essen? Das ist ein Mythos. Wer stark gewürzte Speisen verträgt, kann sie weiterhin genießen. Vorsicht jedoch bei allen Lebensmitteln, die nicht gut vertragen werden: Wer von scharfem Essen oder zu viel Fruchtzucker wie bei einer Fructose-Intoleranz Durchfall bekommt, sollte dies besser vermeiden.
Viele Menschen mit Hämorrhoiden leiden ohnehin schon an gereizter Afterhaut, wundem Po oder einem Analekzem. Dünner Stuhl verschärft das Problem und kann sogar innen im Afterkanal für Entzündungen sorgen. Auf lange Sicht droht derselbe Effekt wie bei Abführmitteln: "Weil keine natürliche Aufdehnung mehr stattfindet, kommt es zu einer Afterverengung", erklärt Koloproktologe Bernhard Lenhard. Solch eine Analstenose müsse dann operativ aufgedehnt werden.